Der digitale Krieg – crossmedial erzählt

Hungersnöte, Plünderungen, Aufruhr. Ein landesweiter Stromausfall lässt innerhalb weniger Minuten das Leben in den Großstädten zusammenbrechen. Kein Szenario aus einem Atomkriegsfilm, sondern die realistische Einschätzung eines Krieges auf dem digitalen Schlachtfeld. Im Cyberwar braucht es keine Bombe, um die Katastrophe über uns hereinbrechen zu lassen. Ein normaler Computer genügt völlig. Die Hamburger Produktionsfirma für Dokumentarfilme und crossmediale Inhalte filmtank zeigt in dem wegweisenden Crossmedia-Projekt netwars – out of CTRL Hintergründe, Ursachen und mögliche Folgen von virtuellen Angriffen.

In einem allumfassenden, crossmedialen Gesamtkunstwerk erzählt netwars von den gesellschaftlichen Folgen der Informationstechnik, von Datenspionage und Datenschutz, vom Krieg im digitalen Zeitalter, der bereits seit Langem im Verborgenen geführt wird. Als erster Staat der Welt wurde 2007 Estland Opfer eines erfolgreichen Cyberangriffs: Regierungs- und Verwaltungsstellen, Banken, Krankenhäuser, Rundfunksendeanstalten, Energieversorgungssysteme und Notrufnummern waren teilweise mehrere Tage nicht mehr erreichbar. 2010 attackierte die USA laut der New York Times iranische Atomanlagen mit dem auf die Sabotage von Atomanlagen ausgelegten Computerwurm Stuxnet. Die Cyberattacken zeigen: Je mehr unsere Infrastrukturen von Computersystemen abhängen, desto verwundbarer ist ein Land auf dem Schlachtfeld des Cyberwars, können Regierungsserver lahmgelegt, Industrieanlagen gestört und Verkehrsmittel fehlgesteuert werden.

Der Cyberwar im TV, als App, als E-Book und Hörbuch

Die Produktionsfirma Filmtank erschließt sich mit der crossmedialen Aufbereitung des Cyberwars, und mit Unterstützung verschiedener Kooperationspartner, etwa aus der Games-Industrie oder der Lübbe-Digitalabteilung Bastei Entertainment, ein neues Betätigungsfeld abseits reiner Filmproduktionen – mit unterschiedlichen Formaten: einer TV-Dokumentation, einer interaktive Web-Dokumentation, einer Graphic Novel-App für Tablets, einer fiktionalen TV-Serie, einem E-Book und einer Hörbuch-Reihe.

Reale Hacks in das digitale Kontrollsystem eines Kraftwerks

So liefert zum Beispiel die interaktive Web-Dokumentation die Fakten hinter der Fiktion und lässt die User als Teil der digitalen Infrastruktur hautnah und persönlich Prozesse geheimer Cyberattacken erleben. Die TV-Dokumentation zeigt, wie gefährlich die moderne Industrietechnik im Zeitalter des Cyberkriegs geworden ist: Hacker decken die Verwundbarkeit unserer Infrastruktur auf – mit einem realen Hack in das digitale Kontrollsystem eines Kraftwerkes. Die Graphic Novel-App für Tablets erzählt die Geschichte einer militärischen Cyberwar-Übung, die aus dem Ruder läuft. Der User erfährt im Rahmen eines fiktiv-realistischen „What-if-Szenarios“, wie schnell ein virtueller Angriff in einen realen Krieg münden kann. Die E-Book- und Hörbuch-Reihe erzählt die Vorgeschichte zur App.

Cyberwardealer spinnt roten Faden

Die Herausforderung für networks: Wie können User und Zuschauer eine über verschiedene Plattformen erzählte Geschichte als Gesamtprojekt bei der Stange gehalten werden? Wie kann jede Plattform auch für sich allein bestehen? Für die intelligente Verzahnung sorgt unter anderem ein sogenannter Cyberwardealer, ein digitaler Waffenhändler, – in Form des Schauspielers Nikolai Kinski. Der überzeugende, charismatische Cyberdealer taucht auf allen Plattformen auf, verwickelt die User in suggestive Gespräche und spinnt den roten Faden.

„Wichtig ist uns herauszustellen, dass die Szenarien auf realen Fakten beruhen“, so Saskia Kress, Geschäftsführerin und Leiterin der Berliner Filmtank-Dependance. „Alle unsere Formate haben wir mit Hackern und Wissenschaftlern entwickelt und können so sichergehen, dass die Szenarien keine Science Fiction darstellen. Wenn Cyberkrieger Regierungsserver lahmlegen oder das Bankensystem angreifen hat das Auswirkungen auf unser aller Leben.“

Plattformübergreifende Vernetzung von Geschichten und Formaten

Das Außergewöhnliche und Neue an netwars ist die thematische, plattformübergreifende Vernetzung aller Geschichten und Formate. Der User entdeckt, inwieweit er selbst Teil des Krieges ist, und wie einfach es ist, an Daten und Informationen über Bürger, Regierungen und Infrastrukturen ganzer Länder zu gelangen. Aber netwars zeigt auch Möglichkeiten auf, wie sich jeder selbst schützen kann.
„Wir würden uns freuen, wenn das Projekt netwars funktioniert und in der Breite von möglichst vielen Usern angenommen wird“, sagt Saskia Kress. „Die Menschen sollen darüber diskutieren und sich im besten Fall über die Risiken und Konsequenzen von Cyberwars bewusst werden, und darüber, wie sensibel Daten sind. Der Cyberwar geht jeden etwas an.“

Bericht erschienen 2013 auf labkultur.tv

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